Thomas Heinbach, Fachdienstleiter der Kläranlage, klärte die Jungpolitiker über Funktionsweise und Organisation der Abwasserreinigung auf und sprach darüber hinaus zukünftige Herausforderungen und Aufgaben der Kläranlage Haiger an.

Begonnen wurde die Führung mit einigen allgemeinen Informationen: So wurde die Kläranlage Haiger im Jahr 1982 erbaut und hat seitdem durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag die Aufgabe, das Abwasser von zwölf der vierzehn Stadtteile Haigers sowie von vier Ortsteilen der Gemeinde Burbach in Nordrhein-Westfalen zu reinigen. Ein 200 Kilometer langes Rohrnetz sorgt dafür, das Oberflächen- und Schmutzwasser direkt zur Kläranlage geleitet werden, wobei in einigen Neubaugebieten das Schmutzwasser bereits vor Ort vom Oberflächenwasser getrennt werden kann.
Obwohl die Kläranlage über eine Reinigungsleistung von 614 Litern pro Sekunde verfügt, ist für stärkere Auslastung, beispielsweise bei hohem Niederschlag, ein Regenüberlaufbecken vorhanden, das ohne Energieeinsatz mit überschüssigen Regenwasser gefüllt werden kann.
Bei der Kläranlage angekommen wird das verschmutzte Wasser über mehrere schraubenförmige „Schnecken“ automatisch ins erste Reinigungsbecken befördert, wo grobe Schmutzpartikel und Sand herausgefiltert werden. Der gesammelte Schmutz wird anschließend gepresst, um auch das Restwasser dem weiteren Reinigungsvorgang zuführen zu können. Der Schmutz und der Schlamm werden entweder verbrannt oder kompostiert.
An diesem Schritt der Reinigung machte der Leiter der Kläranlage, Thomas Heinbach, den CDU-Nachwuchs auf das erste Problem aufmerksam:
In der Toilette heruntergespülte Feuchttücher, Essensreste und Zigarettenstummel werden, anders als normales Toilettenpapier, nicht im Wasser aufgelöst und verstopfen dadurch zunehmend die Anlage, was zu größeren Problemen führen kann.
In der nächsten Reinigungsstufe wird das im Schmutzwasser enthaltene Fett gefiltert. Dies geschieht durch das Zuführen von Sauerstoff, der das Fett an die Oberfläche steigen lässt, von wo es schließlich in Ablaufbecken umgeleitet wird.
Das darauffolgende Klärungsbecken, auch „Karussell“ genannt, stellt das Herzstück der Anlage dar. Hier sorgen Mikroorganismen dafür, dass kleinste Schmutzpartikel aufgelöst werden und das Wasser trinkbare Qualität bekommt. Zu diesem Zeitpunkt ist es allerdings noch trüb, weswegen das Wasser im Nachklärbecken erneut von restlichem Schlamm und Schmutz gereinigt und der Dill sauber wieder zugeführt wird. In einem Jahr werden so in der Kläranlage Haiger 9 Mio. Kubikmeter Wasser gereinigt.
Hier zeigte sich Herr Heinbach jedoch über den Zustand des Klärungs- und des Nachklärbeckens besorgt. Insbesondere die Betonwände haben sich mit der Zeit abgenutzt und bedürfen einer Sanierung. Auch ein erweiterter Umbau steht im Raum, bei dem ein neues, energieeffizienteres Klärungsbecken gebaut werden würde, was je nach Bedarf eine Klärstraße ab- oder zuschalten könnte.

Im Anschluss an die Besichtigung wurde auch auf das spezifische Problem in Haiger aufmerksam gemacht. Der Anteil des Fremdwassers, also dem, was aus jeder Hausdrainage herausläuft, liegt mit 80% außergewöhnlich hoch. Dies habe bauliche und geologische Gründe, da der Lehmboden in der Umgebung von Haiger wenig wasseraufnahmefähig ist. Zudem habe die Kläranlage mit einem zu hohen Phosphatwert, der die Wasserqualität jedoch nicht beeinflusst, zu kämpfen, der trotz vieler Versuche bisher nicht unter die Höchstgrenze gebracht werden konnte. Dies hänge aber mit den zu strengen Anforderungen zusammen, die durch die Aufnahme des Wattenmeers der Nordsee als UNESCO-Weltkulturerbe und den damit einhergehenden Richtlinien noch restriktiver geworden seien.
Insgesamt bescheinige aber auch die für die Aufsicht zuständige Wasserbehörde der Haigerer Abwasserreinigung eine gute Qualität, was auch daran festgemacht werden kann, dass die Kläranlage jeden Tag im Jahr zuverlässig ohne Stillstand arbeite.

Angesprochen auf seine Erwartungen von der Politik bezüglich Abwasserverordnung und Kläranlagen wünschte sich Herr Heinbach eindeutigere Regelungen und klarere Zuständigkeiten. Darüber hinaus sollten Normen und Anforderungen an Kläranlagen erreichbar gestaltet werden und nicht so, dass man den Endverbraucher mit höheren Kosten belasten müsste.
Die Delegation der JU Breitscheid-Haiger um ihren Vorsitzenden Patrick Mamok war sich im Anschluss darüber einig, dass sich der informative Besuch sehr gelohnt hat und die Kläranlage zu den wichtigsten kommunalen Einrichtungen der Stadt Haiger gehört und wegen ihrer außerordentlich wichtigen Aufgabe in ihrer Arbeit zu unterstützen ist. JU-Vorsitzender Patrick Mamok abschließend: „Gerade für uns als junge Nachwuchspolitiker ist es wichtig, einen Einblick in die Aufgaben und Einrichtungen der Stadt Haiger zu bekommen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, wenn wir künftig Verantwortung im Stadtparlament übernehmen sollen. Schließlich wollen wir wissen, was hinter einer Beschlussvorlage steckt, bei der es um Millionenausgaben geht.“

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